Erika Seywald

ERIKA SEYWALD

1955 in Berg im Drautal, Kärnten geboren, 1974-79 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Hessing, mehrjähriger Aufenthalt in der Türkei, seit 1993 Mitglied des Künstlerhauses Wien, lebt und arbeitet in Wien.

STIPENDIEN UND PREISE

1979-82 Türkeistipendium
1996/97 Softlab-Kulturpartnerschaft
1996 Liesl-Bareuther Preis
1998 Theodor-Körner Preis

TEXTE

Landschaft - Draußen | Dr. phil. Blanka Schmidt-Felber, 2015

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Sich gehen lassen … sich selbst vergessen, so beschreibt Erika Seywald Erfahrungen im Entstehungsprozess ihrer als landschaftlich betitelten, großformatigen Papierarbeiten.1

Sich gehen lassen – eine schöne Formel auch für den Zugang der Betrachter/innen zu gemalter Landschaft ganz allgemein und zu den hier versammelten Natur-Szenerien Erika Seywalds im Besonderen.

Mit jedem Bild von Natur, jedem Naturausschnitt, mit der Darstellung eines Landschaftsraumes sind Barrieren überwunden. Der Blick ist grundsätzlich frei, reale Zugangsbeschränkungen, Besitzgrenzen, Zeitlimits sind aufgehoben. Bilder zeigen uns irdisches Terrain so, wie es grundsätzlich allen oder aber niemandem gehört. Im Bild das Ideal einer Natur, die wir uns mit allen teilen – ohne großes Pathos. Dies vielleicht als eine Möglichkeit, die bis heute ungebrochene Faszination am Naturbild überhaupt zu erklären.

Es sind solche Einblicke in die fortwährend attraktive große Erzählung von Natur in den uns vertrauten Erscheinungsformen, die Erika Seywald bietet. Variationen naturhafter Schauplätze entstehen durch lockere Andeutungen, die der erfahrene Blick schnell zu vervollständigen bereit ist. Auch scheint noch Platz für Akteure in den Szenarien, wie auf Bühnen für Tragisches, Skurriles, Komisches. Viel Freiheit also für die Stimmungslagen der Betrachter/innen.

Malerei: Der Landschafts-Bildraum, den wir bei Erika Seywald vorfinden, wird uns zum visuellen Bewegungsraum, zum Farbraum für kleine und große Sprünge, zum Assoziationsraum, von der Malerin farbgestimmt. Zum Beispiel eine ganze Serie traumhaft traumatisierender Rot-Räume, komplementär also zum Grün, wie es der Erwartung eher entspräche. Ein suggestiv- farbiger Ton – oft eben rot, aber auch dunkelblau, blaugrün, ein Braunrot, Violett oder ein grünes Weiß – bestimmt jeweils die Atmosphäre einer solchen Landschaft, der sogleich vielfach durchbrochen wird, kontrastiert wird von aufleuchtenden, durchscheinenden und aufgesetzten Farbakzenten. Der zugrunde liegenden Naturszenerie (übertragen aus einer Fotografie) ist damit eine farbliche Un-Natürlichkeit auferlegt, als ein Ausdruck der subjektiven Farbfreiheiten der Malerin.

Die Realität Naturlandschaft selbst, auf die sich diese Bilder beziehen, ist inzwischen ein kleiner werdender Ausschnitt aus unserer komplexen Lebenswelt, ein Extrakt Natur. Reduziert mitunter auf eine Dosis Natur zur Rekreation sozusagen. Das mag mit ein Grund sein, warum wir so bereitwillig reagieren auf die in den Bildern angebotenen Landschaftssignale, wie Dickicht, Waldwege, Baumbestände, Lichtungen, Wasserflächen, Vegetationsformen. Und wir vernehmen Laubrascheln, Waldgeräusche, spüren Wasser, atmen Naturgerüche!

Der Abstand zur realen Umgebung, zum konkreten Lebensraum ist in diesen landschaftlichen Bildern Erika Seywalds geringer als in ihren oft großformatigen Figurenkompositionen. Dort ist Farbe ohne den Einfluss der Schwerkraft, ohne ein Oben oder Unten zu definieren, ins Bild gesetzt, die Körper so in Schwebe belassen. Pflanzenwuchsformen hingegen, Waldabschnitte, Bäume, Wiesen, Bachläufe, Gehölz, Gebüsch signalisieren Realitätsbezug. Baumstämme, Äste, Zweige deuten auf konkrete Lebens- und Wachstumsbedingungen und unser damit verbundenes Zeitbewusstsein. Die Farben weisen auf Veränderungen im Licht, in der Temperatur, im Verlauf der Jahreszeiten.

Farbflüge sind also jetzt durch Schwerkräfte diszipliniert. Auf den ersten Eindruck eine Ernüchterung, wie eine Unterwerfung der freien Farbwelt unter die einschränkenden Regeln der Realität. Bei näherem Hinsehen aber sind im Untergrund, der Bildebene zugehörig, solche freien Farbfelder als helle, von den Motiven unabhängige bunte Farbflüsse zu erkennen, da Formen, Umrisse auch durch Auslassungen, sozusagen geformte Lücken, gebildet sind. Darüber: gebundene Farbe zur Darstellung natürlicher Ablagerungen, Blattformen, Pflanzenbüschel, Zweige, Stämme. Die Freiheit liegt hier in der subjektiven Farb-Gestimmtheit, in einem Farbspiel in tonaler Freizügigkeit.

Monotypien: Erika Seywald hat in dieser Serie von Monotypien auf Transparentpapier im großzügigen Blattformat (ca. 120 x 100 cm) den Malgrund weggelassen. Es reagiert nur das Gegenständliche, das Natur-Motiv mit dem transparenten Bildträger. Schwarzer Druck, durch Grafitzeichnungen auf den Rückseiten in den Grauwerten austariert. Ein starkes Blatt-Bewusstsein ist erkennbar: Das Blatt trägt das Bild und ist davon gezeichnet, es wird rau – gewissermaßen von Natur aus – wellig und buckelig, den Bildmotiven entsprechend. Motive aus versprengten Partikeln gebildet, auf durchscheinenden Folien.

Unterschiedliche Prinzipien der Farbgebung und Formfindung also in den Landschaften Erika Seywalds, zuweilen im spielerischen Wechsel auftretend, in mehrfacher Überlagerung, mitunter als unentschiedenes Kräfteringen, einander ausschließend oder gewähren lassend. Bezeichnende Bilder für das grundsätzlich Metamorphe am Leben. Erika Seywald legt mit dieser Werkgruppe sozusagen ihre subjektiv gestalteten Seiten ins Buch der Natur.2

Naturerfassung, Naturinterpretation in allen Facetten hat nach wie vor bedeutenden Anteil an unserem immer rasanter anwachsenden Imaginären Museum.3

Dr. phil. Blanka Schmidt-Felber, 2015

1. Statement Erika Seywald, in: zeichnen zeichnen. Publikation zur Ausstellung, Künstlerhaus Wien 2013, S. 173

2. Das Buch der Natur bezieht sich hier konkret auf die ca. 1350 verfasste Enzyklopädie des Konrad von Megenberg, einer Naturgeschichte. Siehe //de.m.wikipedia.org/wiki/Das_Buch_der_Natur//

3. Das imaginäre Museum war eine Vorstellung des französischen Autors und Kulturpolitikers André Malraux aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Siehe: Walter Grasskamp, André Malraux und das imaginäre Museum, München 2014

Gebaren der Tiefsee | Dietmar Prem, 2015

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In ihren neuen Arbeiten zeigt Erika Seywald archaisch anmutende Wesen wie lebende Fossile aus einer vergangenen Welt, wenige Zentimeter große Tiere mit eigentümlichem Äußeren, die in kaum wahrnehmbarer Bewegung in einem Äther zu schweben scheinen.

In der ihr eigenen Bildsprache gestaltet sie fremdartig anmutende Wesen, die in einer urtümlichen Weise ausgebildet sind, wie Erscheinungen aus dem Urgrund des Lebens, verwunderliche Formen, Hybride, die sich in den frühen Stadien des Lebens entwickelt haben und nur aus wenigen Zellen bestehen.

Ähnliche Wesen sind aus der Tiefsee bekannt, Tiere mit durch Lichtmangel entstandenen großen Augen, Quallen aus gelartigem Gewebe, die mit speziellen Leuchtorganen ausgestattet sind und in denen sich Röhren verzweigen, mit Tentakeln versehene Körper, lebende Fossile aus einer vergangenen Welt. An den dünnen, durchsichtigen Membranen beugt sich das Licht, die Farben des Regenbogens spiegelnd. Irisierende Farben, polarisiertes Licht und Interferenzmuster begleiten sie.

Verwandt scheinen diese Wesen auch mit den fossilen Zeugen aus dem Kambrium zu sein, die während der Explosion des Lebens in der Frühzeit der mehrzelligen Arten entstanden sind, einfache Geschöpfe aus wenigen Zellen, die Symmetrien ausbilden.

So seltsam, wie die Gebilde erscheinen, so sind auch die Namen dieser Tiere an Fantasien gekoppelt. Sie heißen Hallucigenia, Wiwaxia oder Opabinia und waren nur für eine in der Erdgeschichte relativ kurze Zeit zugegen.

In ihren Gedanken formt Erika Seywald auch neue, aus einfachen Zellmodellen gebildete Gestalten ähnlich wie in der biologischen Entwicklung. Sie versucht, in die Evolution einzugreifen und Wesen darzustellen, wie sie auch hätten entstehen können, mit Eigenschaften, die der Morphologie ihres Bewusstseins entsprungen sind. Die Erscheinungen strahlen Ruhe aus und sind von einer Zartheit, wie sie für unser Empfinden in weite Entfernung gerückt ist.

Vielleicht ist die Evolution des Lebens im Bewusstsein der Menschen soweit zugegen, dass man auch an ihr selbst teilhaben kann, um die Fähigkeit zu entfalten, die Erscheinungen der Entwicklungsgeschichte aus dem allgemeinen Gedächtnis zu formen und nachzuvollziehen.

Welche Wege die Natur gegangen ist und welche sie noch hätte gehen können, gehört wohl zu den Fragen, die man sich stellt, wenn man die Ordnung der Dinge in ihrem allgemeinen Wandel zu ergründen beginnt.

Einige Antworten darauf gibt es in den Bildern von Erika Seywald.

Dietmar Prem, 2015

Farbfelder | Dr.phil. Blanka Schmidt-Felber, 2012

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Malerei von Erika Seywald
Ausstellung Krakau Eröffnung am 28. September 2012

In ihrer Malerei – Eitempera und Öl – mischt Erika Seywald Mineralisches mit Atmosphärischem. Die Elemente Erde und Luft scheinen sich zu vermengen. In Farbstürmen aufgewirbelt findet sich das Irdische in den Himmeln und der Himmel bald zerrieben auf den Feldern. Figurenbeziehungen verfestigen sich zu Universen, um sich gleich darauf – vor unseren Augen – wieder aufzulösen, zu verflüchtigen, zu entschwinden.

Man könnte auch sagen: Materie verliert Gewicht und gewinnt Farbe in den Bildern Erika Seywalds. Sprühend vor Farbenergie ist ihre reiche Palette. Ihre Farbskala umfasst an die 300 Mischtöne, aus denen sich durch Überlagerungen, Verdünnungen, Materialwechsel und dergleichen schier unendlich viele Farbnuancen ergeben. Für alle denkbaren Gefühlstönungen gibt es da die entsprechenden Farben. Areale in heller Stimmung wie Bereiche in dunkler Färbung. Farbschattierungen, manchmal stufenlos, manchmal kontrastierend. Versprengte Farbgebiete, Farbschwaden, die durch die Bilder ziehen. Farbsprudel, Strudel, Gischten, Spritzer, Farbgerinnsel…

Die unbekümmert ganz profane Schwerelosigkeit, wie sie in ihren Bildern vorherrscht, lässt uns erkennen, dass wir es bei ihren Figurenkompositionen mit Fantasiekonstellationen zu tun haben. Gewichtslose Berge, Kinder in Schwebe, leichtfüßige Pferde: Menschen, Tiere, Pflanzen, Geländeformationen in der Bildern Erika Seywalds finden sich in einem gemeinsamen Raum, sind verschlungen, verzahnt, verflochten. Ihre Bereiche, teilweise transparent, überlagern sich, verbinden sich zu multivalenten Erscheinungen. So entspringen Blüten wie Gewässer und Körper verfestigen sich zu Bergen oder verwandeln sich in Wellen. Ein Farb-Schwall gerinnt zu Stein, um sich gleich angrenzend in Distanz aufzulösen, als Zwischenraum aufzuleuchten. Verschluss und Öffnung, Gerinnsel und Abfluss, Masse und Umraum, Anstoß und Reaktion, Auslöser und Wirkung sind auf diese Art oft ununterscheidbar.

In imaginären Figurengruppen umschreibt Erika Seywald hartnäckig, unermüdlich nicht mehr und nicht weniger als Verbindungen, Verhältnisse, Beziehungen der Menschen zur Welt, mit Bildern symbiotischen Verschmelzens ebenso wie mit Ausmalungen traumatisierender Umklammerung. Ihre „Personen” sind dabei eher solche, die schauen, als solche, die sich betätigen in einem aktiven Sinne. Sie schweben, lassen sich treiben, lassen sich tragen. Sie unterwerfen sich den Farbströmen, lassen sich von den Farben bewegen. Die Konturen der Körper – versetzt in Bewegung – suchen Verbindungen, geraten dabei nicht selten in Farbturbulenzen.

Der französische Philosoph Jean-Luc Nancy – in seinem im Jahr 2000 verfassten Buch mit dem Titel „Corpus” – definiert ein „Zwischen-den-Körpern” als „Statt-Haben von Bildern”. Er fährt fort: „Die Bilder sind kein Anschein, noch weniger Phantome oder Phantasmen. Auf diese Art werden die Körper untereinander dargeboten, es ist das in die Welt setzen, das an den Rand setzen, das Rühmen der Grenze und des Zerberstens. Ein Körper ist ein Bild”, so Jean-Luc Nancy weiter, „das anderen Körpern dargeboten wird, ein ganzer Corpus von Bildern, die von Körper zu Körper gespannt werden.”

In der Malerei Erika Seywalds tauchen Körper meist fragmentarisch, oft unvermutet auf, vielleicht gerade noch als solche erkennbar, versteckt, verborgen unter Farbmänteln, geschützt und getarnt. Es sind zuallererst die Gesichter, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Wir finden aufgehende und untergehende Gesichter. Gesichter, die sich scheinbar gerade formieren und Gesichter, wie sie sich verlieren. Gesichtsfelder ausgebreitet, zerfließend oder gefasst, konzentriert. Weder die individuelle Physiognomie noch ein momentaner, ablesbarer Gefühlsausdruck sind thematisiert. Gesichter tun sich auf als farbige Areale, ziehen andere Farbgemenge an, schließen sich zusammen mit entfernten Farbkörpern. Köpfe und Körper suchen sich Verbindungen, zerfließende Selbstbilder finden sich neue Körperverbündete. Und wer sich auf die Suche begibt, entdeckt immer noch ein Gesicht – dahinter, dazwischen, darüber – noch eine Gestalt, noch ein rätselhaftes Wesen.

Beziehungs- und Erinnerungsgeflechte kommen auch auf symbolischer Ebene zur Darstellung. Malerei fordert uns auf, auch einmal die Bildfläche in ihrer Zweidimensionalität zu erfassen, zuerst einfach schauen, was da ist. Offen ausgelegt sind die Bildfelder, die große Vielfalt der Farbbeziehungen ist vor uns ausgebreitet. In der Fläche finden wir dabei mannigfache Symbole der Begegnung. Farben treffen aufeinander an konkreten Punkten und Linien. Bei genauer Beobachtung lassen sich klare Grenzen und verbindende Nähte unterscheiden, Konturen, die sich verzahnen, Kristalle als Barrieren. Eindrücke, Gerinnungen, Verflüssigungen. Es lohnt auch ein Blick auf die unterschiedlichen Binnenstrukturen der Farbfelder. Da gibt es porös wirkende, sandig durchsetzte Farbflächen. Textilähnliche Strukturen. Dann wieder wässrig-glasige, durchscheinende Flächen, mit betonten Rändern wie bei kunstvollen Verglasungen. Ein momentanes Geschehen, das wir erfassen wie in einem Schnitt, zweidimensional. Und wir beginnen, eigene Assoziationen, eigene Vorstellungsnetze zu knüpfen, dreidimensionale Bilder aufzubauen. Erst unsere Vorstellung macht sie für uns räumlich.

Es ist nicht die Sonne, die Licht in diese Träume bringt, keine naturalistischen Licht- und Schattenverhältnisse. Licht fällt nach Gutdünken der Malerin in die Szenen der Bilder. Träume, Trauminhalte leuchten auf. Oder ist es nicht vielmehr so, dass diese Träume ihr eigenes Licht aussenden, fluoreszieren.

In Erika Seywalds Farblandschaften mit kartografischem Charakter zeichnen sich die Feinstrukturen unserer Grenzen ab. Wie auf einer Landkarte die Binnenseen, liegen in ihren Bildern die Augen in den Gesichtsebenen, in den Gesichtsfeldern. Wie die Grenzen ganzer Länder fügen sich die Konturen dieser Gesichter und Körper in die Landmassen imaginärer Kontinente. „Was ist die Seele” – und ich zitiere hier noch einmal Jean-Luc Nancy – „Was ist die Seele, wenn nicht die Erfahrung des Körpers, nicht als eine Erfahrung unter anderen, sondern als die einzige Erfahrung.” Oder ist es das Unabsehbare, das Unsichtbare, das Uneinsehbare im Anderen und in uns selber – macht das eigentlich unsere Seele aus? An kleinen Dämmen gerinnen die Zufälle. Seen, Sümpfe und Tümpel entstehen, Klippen und Riffe ragen auf, Felsen und Bergrücken werden überlagert von Schwärmen von Farbtupfern. Die Ausläufer der Farbgebirge enden in Farbseen. So entstehen wahre Farbküsten-Landschaften. Aufgewühltes Farbenmeer. Landkarten werden zu Landschaften. Nahsicht kippt in Fernblick. Berge und Täler, wie sie sich zwischen uns befinden, kommen zur Darstellung, das Irdische über uns, und der Himmel unter uns.

Dr.phil. Blanka Schmidt-Felber

Wien, im August 2012

Zitate aus: Jean-Luc NANCY, Corpus, (aus dem Französischen von Nils Hodyas und Timo Obergöker), diaphanes, Zürich/Berlin 2007 (Paris 2000), S. 103 – 104 und S. 124

Farbfelder - Presse

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Übersetzung der Presserezension aus Krakau,
November 2012 Nachrichten 24.p| (Wiadomosci24.pl) Marta P6horak, 03.10.2012

Die Metaphysik des Farbflecks in der Krypta u Pjiaróv in Krakau

Bei der Kreation des Neuen gibt es die Gefahr einer Destruktion. Paradoxerweise kann die Destruktion etwas Neues schaffen – wenn auch einen Schatten, Fleck auf der verbrannten Erde. Seit dem 28. September kann man sich die Ausstellung der Malerei von der österreichischen Künstlerin Erika Seywald in der Krypta u Pijaróv in Krakau anschauen. Zum Hauptelement ihres schöpferischen Konzeptes macht Seywald das Spiel von Form und Farbe. Die Gestalten übernehmen die Form von Flecken, Konturen, Umrissen, die eher den Inhalt andeuten, anstatt ihn zu definieren. Die Farbe wird zum Baustoff, zu den Bausteinen und Elementen sämtlicher Zusammenspiele, die von der Wiener Künstlerin dargestellt werden. Die Bilder von Seywald bilden also eine Art der kreativen Vorstellung. Das Hauptmotiv, welches alle Bilder wie eine Klammer zusammenhält, ist das menschliche Gesicht. Die Gesichter sind ein Element der Komposition, ihre Darstellung aber dient auch dem Zweck, alle Puzzleteile – physische und metaphysische Eigenschaften – in eine logische Ganzheit zusammenzubinden. Im Grunde genommen ist das für das Auge des Betrachters ein leicht zugängliches anthropomorphisches Element unter der Vielfalt von Linien und Punkten. Jedoch sind die Bilder der Künstlerin nicht nur allein und ausschließlich die Variationen zu den geometrischen Themen. In ihrem Schöpfungswerk zeigen ihre Tiefe die zusammengestellten Assoziationen, manchmal sehr widersprüchlich. Wir haben also sowohl die Realität als auch den Schein, die Elemente des Ursprungs und der Kompliziertheit. Das scheinbare Chaos der Komposition ist genau überlegt. Das, was aus ihm entsteht, vereinigt die Form und den Inhalt. Das ist quasi eine Niederschrift, die von den uralten Kulturen abstammt – den Grotten von Lascaux oder den antiken Fresken von Pompei. Natürlich fehlt es da an der Eindeutigkeit, es gibt dagegen das Traumelement und die träumerischen Fantasien und Visionen, welche zum ständigen Antrieb der schöpferischen Existenz der Malerin werden. Das Entstehen eines Bildes aus dem Chaos der träumerischen Vorstellungen hat also viel gemeinsam mit der schöpferischen Kreation aber auch mit der Destruktion der menschlichen Betrachtungsdimension. Der Traum lässt sich nicht erfassen, untersuchen und qualifizieren. Er gehört zu dem geheimnisvollen und sehr intimen Teil unseres Lebens. Aber es ist versuchenswert, die Bedeutung seines Wesens in der Kunst zu begreifen. Und diese Handfertigkeit ist Erika Seywald vollkommen gelungen. Bei der Kreation des Neuen gibt es die Gefahr einer Destruktion. Paradoxerweise kann die Destruktion etwas Neues schaffen – wenn auch einen Schatten, Fleck auf der verbrannten Erde.

Übersetzung: Mag. Anna Rutkowski, Wien, November 2012

Headquarters

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Köpfe wie Fingerprints. Keine Porträts, sondern Codes der Emotionen, Prints außerhalb der Konturen, Scans aus den Zonen zwischen den Gesichtszügen. Abstraktionen über Farben, Pigmentstrukturen, Flächen und Reliefs. Keine physiognomischen Realitäten, stattdessen Kopfcodierungen, Identitätenprints aus den Bereichen zwischen Fremdem und Vertrautem, auf der Suche nach den eigentlichen Invarianzen unserer Individualität. –

Kopfablagerungen, verkrustete Schädel, Patina, Vermoosungen, Kopfflechten Harte Kopfschale, von Ideen korrodiert. Ideen, die durch die Kopfschale dringen. Köpfe anfüllen und entleeren

– Köpfe mit graphischen Durch-/Einflüssen, Flüsse durch Köpfe Die Arbeit der Natur aus ästhetischer Sicht, ästhetisch gesehen Das Werk der Natur – Patina, Zersetzung – festgehalten, angehalten, aufgehalten.
– Kopf als Höhle im Bild. Kopfhöhle dunkel, raumhältig. Eventuell finden ganze Menschen, Figuren, Landschaften Platz in einer solchen Kopfhöhle. Kopfschalen, unblutig.
– Nacht- und Tagköpfe: Möglichkeit von Nachtköpfen: sie strahlen ab, zurück, senden (Farben, Linien) aus. Kopf in der Nacht, das Dunkle an der Zeit

Unser Blick erfasst die Kopfform, deren Oberfläche, wechselt in den Durchblick, Einblick, gewahrt das Farbrelief, die Details, die Tiefen der Kopfhöhle und kehrt zurück zur Kopfform, folgt dem Umriss, hebt den Hintergrund hervor, gerät an den Bildrand, sucht von dort Gesichtszüge zu erkennen und entdeckt vielleicht nur einmal eine Öffnung ins Innere des Kopfes, eine Farbkonzentration, einen Pigmenthügel auf der Leinwand.

Dr.phil. Blanka Schmidt-Felber

Landschaftlich

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Erika Seywald hat in dieser Serie von Monotypien auf Transparentpapier sozusagen den Malgrund weggelassen. Es reagiert nur das Gegenständliche, das Natur-Motiv mit dem transparenten Bildträger. Schwarzer Druck, durch Graphitzeichnungen auf den Rückseiten in den Grauwerten austariert. Ein starkes Blatt-Bewusstsein ist erkennbar: Das Blatt trägt das Bild und ist davon gezeichnet, es wird rau – gewissermaßen von Natur aus – wellig und buckelig, den Bildmotiven entsprechend. Motive aus versprengten Partikeln gebildet, auf durchscheinenden Folien.

Es sind Einblicke in die fortwährend attraktive „große Erzählung” von Natur, in den uns vertrauten Erscheinungsformen, die Erika Seywald hier bietet. Variationen naturhafter Schauplätze entstehen durch lockere Andeutungen, die der erfahrene Blick schnell zu vervollständigen bereit ist. Auch scheint noch Platz für Akteure in den Szenarien, wie in Bühnen für Tragisches, Skurriles, Komisches. Viel Freiheit also für die Stimmungslagen der Betrachter/innen.

Das normal Natürliche, Unspektakuläre der Motive zeigt sich im großzügigen Blattformat 100x125cm. Mit jedem Bild von Natur, jedem Naturausschnitt, mit der Darstellung eines Landschaftsraumes, überwinden wir Grenzen. Der Blick ist grundsätzlich frei, reale Zugangsbeschränkungen, Besitzgrenzen, Zeitlimits sind aufgehoben. Die Bilder zeigen uns das irdische Terrain so, wie es grundsätzlich allen oder aber niemandem gehört. Im Bild das Ideal einer Natur, die wir uns mit allen teilen – ohne großes Pathos. Dies vielleicht als eine Möglichkeit, die ungebrochene Faszination am „Naturbild” ganz allgemein zu erklären.

Dr.phil. Blanka Schmidt-Felber
Wien, im August 2012

Galerie Königsblau

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Stuttgart 29. September 2006
Zur Ausstellung ERIKA SEYWALD

In zahlreichen Naturstudien hat Erika Seywald sich das Arbeiten in Schichten, das Überlagern, das Füllen mit Farbe zu eigen gemacht; von der Natur abgeschaut aber auch die Techniken des Reduzierens, der Erosion.Ihre besondere Farbbearbeitung lässt uns derart Naturvorgänge nachempfinden, Erika Seywald komprimiert und überhöht sie, unsere Aufmerksamkeit mit Farbe steigernd. Die Bilder leben aus dem Gegensatz von akuter Farbigkeit und den Anzeichen der Veränderung, des Verlusts, Verschwimmens, porös Werdens, der materiellen Metamorphosen, Oberflächen und Substanz betreffend.

Naturphänomene in der Kunst – De Natura – so hieß eine Ausstellung diesen Sommer im Künstlerhaus in Wien, die dem Werk Bernard Schultzes gewidmet war und die erweiternd „Parallelwelten” zeigte – in der Erika Seywald ihre Position mit graphischen Arbeiten vertreten konnte. Farbauftrag als Begriff mit doppelter Bedeutung: Einmal ist damit gemeint das Bearbeiten – Abarbeiten – Verarbeiten von Farbe – Farbauftrag im manuell-materiellen Sinne. Als Metathema ist dieser Aspekt in ihrer Malerei besonders ausgeprägt.

Zum anderen der Farb-Auftrag , Inhalte verschiedenster Art zu vermitteln.

Dazu ein Zitat von Volker Adolphs (im Ausstellungskatalog „Farbe. Malerei der 90er Jahre” des Bonner Kunstmuseums, 1996): „Die Reise zum Ursprung der Malerei darf nicht die Vielfalt der Farbe übergehen und preisgeben und damit die Individualität des malerischen Zugangs zur Farbe beschränken. Die Farbe ist auch und gerade in der Gegenwart ein pluralistisches Phänomen, das sich nicht normativ in einer Entwicklung begrenzen oder kanalisieren lässt.”

Wenn es stimmt, wie Volker Adolphs an anderer Stelle bemerkte, dass Farbe keine Sprache sei (im Sinne eines allgemein verbindlichen Bedeutungssystems), so kann doch Farbe, individuell gesetzt, eine persönliche Stimme erheben. „Farbe in mir” , so hat Erika Seywald den Katalog betitelt, der letztes Jahr erschienen ist und der auch hier in der Galerie aufliegt. Möglicherweise war es ja schon dieses Gefühl „Farbe in mir”, das sie dazu gebracht hat, Malerin zu werden, ihre Farb-Stimme zu bilden.

Erika Seywalds Auftrag an Farbe ist es, Empfindungen zu bezeichnen, wobei offen gehalten ist, ob es sich dabei um Projektionen, Erfahrungen, Fiktionen oder Idealisierungen oder um eine Mischung aus diesen Elementen handelt:
Projektionen, wenn aus disparaten Feldern und Linien plötzlich Gestalten erkennbar werden (es leben oft mehr Menschen in den Bildern, als auf den ersten Blick zu erkennen sind). Erfahrungen, wenn etwa Kontraste und Grenzen ins Bild schneiden (Farbdämme!), aber auch, wenn Berührung die Körper formt (z. B. zusammenfließende Köpfe). Fiktionen, wo sich Szenen von Erwartung, Konfrontation oder Übereinstimmung vor uns abspielen. Idealisierungen, weil im Farbüberschwang Landschaften, Atmosphäre, Körper und Emotionen einander ebenbürtig den Bildraum erschaffen.

Kopf Körper Seele

Vielleicht ist hier die richtige Stelle, den thematischen Schwerpunkt zu benennen, um den die meisten der Bilder Erika Seywalds kreisen: Vom „Selbst im Kontext” könnte man sprechen, und ich verwende dabei einen Buchtitel der Harvard-Philosophin Seyla Benhabib. („Situating the Self” im Original, 1992). Oder von der „vernetzten Seele” – dasselbe Thema, vom Standpunkt der Psychologie betrachtet. (Martin Altmeyer/Helmut Thomä (Hrsg.), Die vernetzte Seele, 2006)

Wir verhalten uns zueinander, beziehen uns aufeinander, leben in Relationen auch zu unserer eigenen Geschichte. Emotionsbestimmte Konturen daher, Figuren, Köpfe eigenwillig verzahnt, Körper fragmentarisch farbmodelliert, zeigen Körpergrenzen als veränderlich. Ein relationales Menschenbild bietet eine Zusammenschau der Entwicklungsstufen, nichts ist verloren, vergessen. Ich muss zugeben, gerade dieses nie Abgeschlossene, mitunter verworrene, zuweilen verfahrene Innenbild spricht mich an! Neben den definierten, erkennbaren, die Komposition bestimmenden Bildelementen in Bewegungszusammenhängen, wie Köpfe, Körper, bisweilen Landschaftselemente, auch Tiere, sind weite Bildteile gewissermaßen zur Assoziation freigegeben.Aufgehoben erscheint überdies die Unterscheidung zwischen belebter und unbelebter Materie, die Malerin zieht Grenzen, wo keine Trennungen erwartet werden, legt stattdessen Verbindungen, wo wir meinen, Figuren von deren Hintergrund trennen zu können. Dichte Atmosphären – Jedes Bild raumfüllend. Bilder im kleinen Format, in Eitempera zumeist, sind für Erika Seywald Experimentierfelder für Einzelthemen, Figuren, Bewegungen, Kompositionen. Gedämpfte gedeckte Farben, körnig rau bis pastos aufgetragen, in porösen Schichtungen: So verhalten diese kleineren Werke (z.B. aus der Reihe „Wesen wesenhaft”) auf den ersten Blick vielleicht wirken, entwickeln sie Leben besonders unter den wechselnden Lichtverhältnissen bei Tages- und Kunstlicht. Die Motive erscheinen wie Zufallsfiguren in abbröckelndem Putz. Oder wie rätselhafte Szenen freigelegter Wandmalereien, die, fragmentiert und durch ihre Herkunft scheinbar aus einer anderen Zeit, sich unserem direkten Verständnis entziehen.

In der reduzierten, fast sanften Farbigkeit und der thematischen Konzentration auf einen kompositorischen Ausschnitt wird sozusagen das Sehtempo zurückgenommen . Diese Bilder haben – wenn man so will – kontemplatives Potential.

Im Gegensatz dazu sind die größeren Ölbilder gekennzeichnet durch Farb-Eklats, bestimmt von Farbbrüchen und Farbkontrasten.In früheren Darstellungen konnten Steine und das in ihnen gespeicherte, geborgene, verborgene Leben das zentrale Motiv der Kompositionen bilden. Inzwischen sind die Farben auf der Palette Erika Seywalds, wie Sie sehen können, kräftig leuchtend geworden, dafür die Formen allgemein weicher. Zur Thematik des Mineralischen haben sich gleichwertig Bildelemente wie Körper, Luftzüge, Durchblicke, stofflich Weicheres entfaltet.

Wie Paradiesesdarstellungen bestimmter Elemente bedurften, um den Topos zu erfüllen, so versucht Erika Seywald in ihren großformatigen Bildern die Bestandteile ihres emotionalen Idealraumes in jeder dieser Momentaufnahmen vollständig darzustellen. In dem Wunsch, alle Komponenten ihrer Wirklichkeit in die Bilder zu integrieren, muss sie immer neue Konstellationen in der für sie charakteristischen Malweise erproben. Möglicherweise ist es dieses Ganzheitsbegehren, ein in gewissem Sinne romantischer Zug, der Erika Seywald – fast könnte man sagen rastlos – ihre Bilder malen lässt.

Farbbotschaften über bildinterne Grenzen hinweg, in fliegenden Farbwechseln, Farbseen und Flüssen, Farbmassiven und Schleiern. Rinnsale, Lichtbahnen, Atemzüge. Meine Damen und Herren, ich will es nun Ihnen überlassen, ob Sie für sich weitere Assoziationen formulieren wollen, ob sie den Farben wie Tönen Gehör schenken wollen oder ob Sie es vorziehen, die Bilder einfach im besten Sinne wirken zu lassen, einfach das Phänomen Malerei.

DR. phil. BLANKA SCHMIDT-FELBER

Farbe in Mir

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Wie sehr Farbe in den Bildern von Erika Seywald eine bearbeitet interpretierte, eine manipulierte im direkten Wortsinn, eine gefasste und zugleich aufgelöste, eine vehement aufgetragene und zugleich angegriffene, eine materialisierte mit deutlich sichtbaren Abtragungsspuren, eine nahsichtig präsente und im selben Bildfeld eine filigran verschwindende sein kann, zeigt bereits ein erster Blick auf das Bild Farbe in mir, das Bild, das auch dieser Werkschau das Motto verleiht.

Monotypie-Fragmente sind hier mit Eitempera-Malerei zu einer Collage gefügt – als solche eine von Erika Seywald selten gewählte Kompositionsmethode – damit bleiben aber die beiden Pole erkennbar, zwischen denen ihre Bildproduktion der vergangenen 10 Jahre sich spannt: monochrome dunkle Zeichnung auf helltransparentem Papier einerseits und vielschichtige farbkräftige Eitemperaund Ölmalerei andererseits. Nur in wenigen Werken sind diese Techniken einfach, das heißt getrennt angewandt. Die klare Zeichnung etwa der Blätter Angst vor Vereinnahmung oder Zuspruch steht gegenüber dem großformatigen Leinwandbild.

Vielfalt der Genügsamkeit und dessen puzzlehaft akuter Farbigkeit.

Diese beiden Komponenten in ihren Bildern zu einer Aussage zu verbinden, ist Erika Seywald in den letzten Jahren durch die „Erfindung” einer eigenen Malweise gelungen. Weißer Edelkorund-Feinsand ist zu Mikrodämmen gegen Farbverfließungen in feinen fortlaufenden Linien auf den liegenden Bildträger aufgebracht und wird in einem nächsten Arbeitsgang mit Farbe zu dünnen Schnüren verfestigt. Wie Kalt- und Warmluftzonen auf einer Großwetterkarte sind durch solche Steinstaubdämme Farb- und Lichtbereiche angedeutet, darüber oder darunter, in einer zweiten Ebene gleichsam, in kleineren Einheiten, Konturen und Binnenstrukturen der Figuren, Körper, Tiere, Farbfelder präzisiert – sozusagen die Landkarte der Farben.

Interimistisch werden auch Teile der Komposition mit körnigem Quarzsand bestreut, der nach Übermalung aber wieder entfernt wird. Dadurch erhält sich der Eindruck des Flüssigen in den dünn aufgetragenen Farbschichten. Es bietet sich ein gleichsam mikroskopischer Blick in das unmittelbare Farbgeschehen auf Pigmentebene: Farben kollidieren, bilden neue Töne, stoßen sich ab, verschmelzen,ziehen sich zurück, explodieren, dominieren, gehen unter und breiten sich aus.

Chroma Drama1 – ein Drama „Farbe” ereignet sich so auf jeder künstlerischen Entscheidungsebene, vom Bildausschnitt im Detail über die Problematik der Bildkomposition, die Suche nach dem eigenen Darstellungsmodus bis zur Wahl der Ausdrucksmittel, des Mediums an sich.

Augenscheinlich ist Erika Seywald bewandert in der Geschichte der Malerei und Grafik, zurückreichend bis zum gemeinsamen Ursprung in der Höhlenmalerei. Sie bewegt sich als Malerin und Grafikerin bewusst in einer „großen” Kunsttradition und scheut sich nicht – mitten im Elektronik-Kunst-Boom des beginnenden 21. Jahrhunderts – etwa bei Wassily Kandinsky und dessen Weg ins Ungegenständliche, in München2, anzusetzen. Besonders die Trilogie mit dem Titel Raum der Begegnung oder das Ölbild Unruhe vor der Nacht sind den Kompositionen Kandinskys der genannten Periode verpflichtet. Kandinskys 1926 formulierte Direktiven von Punkt und Linie zu Fläche sind allerdings in der Erika Seywald eigenen, oben beschriebenen Malweise gelöst. Sie tritt überdies aus dem Bereich der Abstraktion einen Schritt zurück, nicht ins Gegenständliche im engeren Sinne, sondern ins Figürliche. Viele ihrer Bilder lassen sich als introspektive Landschaften lesen. Diese intensiven Landschaften konstituieren sich aus und über Figuren und deren Beziehungen. Relationale Persönlichkeiten in Versuchsanordnung. „In diesem Sinne ist der Künstler ein Spezialist für die ästhetische Dimension, weil er seine Werke aus der Kenntnis der prinzipiellen Nicht-Identität von Wesen und Erscheinung oder von Inhalt und Form herstellt. … Die Künstler haben ein reflexives Verhältnis zu dieser Nicht-Identität. Die Kunst ist also nichts anderes als die produktive Nutzung der prinzipiellen Unangemessenheit von Gedanken und sprachlichem Ausdruck. … In der … Uneinholbarkeit liegt der Zwang fortzufahren, und die nächste Formulierung ist der erneute Versuch, dieses durch Nicht-Identität gekennzeichnete Verhältnis von sprachlichem Ausdruck und innerem Bild zu thematisieren und das heißt immer zu problematisieren.” Bazon Brock3 Menschenbild

Das Zeichnen zum Teil lebensgroßer Akte an der Akademie während des Studiums hat in Erika Seywald offenbar nicht das Vertrauen in die Aussagekraft des bloßen menschlichen Körpers, in seine Fähigkeit als Überbringer /Träger differenzierter Zustandsbeschreibungen geweckt. Nach einer Zeit fast ausschließlicher Natur-, Gesteins- und Lichtstudien in der Türkei, deren Erkenntnisse heute in jedes Bild wie selbstverständlich miteinfließen, gewinnt die menschliche Figur jedoch zusehends an Volumen. Neben flüchtig-scheuen einzelnen Kopfwesen zeigen sich komplexe Gruppen konkreter Figuren, welche formal und inhaltlich die Bildräume zu füllen vermögen.

Malerei ist Reflexionstechnik. In gewissem Sinne sind alle Versuche, ein Menschenbild für sich zu finden – nicht erst seit Arnulf Rainer – Übermalungen. Kokoschka, Schiele, Modigliani, Dubuffet, Oberhuber und Pichler bieten Vorbilder, Lösungsvorschläge.

Über das Gesicht, über den Kopf lassen sich die Figuren von Erika Seywald – nicht immer auf den ersten Blick – erkennen. In einem abstrakten Bildraum sind Körper, Kleider, Licht, Schatten und Zwischenräume gleichgewichtet. Kein Raum im üblichen Sinn, mit zahlreichen Dimensionen. So scheinen Zeit- und Sphären- grenzen aufgehoben: Träumende und Geträumtes, Denkende und Gedachtes befinden sich in ein und demselben Bild, Eingraviertes und Bewegliches, Totes und Lebendiges, Flüchtiges und Versteinertes.

Charakteristisch für die Figuren sind ihre brüchigen Silhouetten, ihre fragmentarische Erscheinung. Jedes Aufeinandertreffen scheint Spuren zu hinterlassen, Schraffuren, Blessuren, aber auch neue Farbschichten, wie jedes Auseinanderdriften scheinbar Farbsubstanz kostet. Die Figuren bilden sich wechselseitig, formen und prägen, zeichnen und bezeichnen sich.

Auffällig vielfältig ist Rot eingesetzt im Werk Erika Seywalds, vom punktuellen Akzent über den roten Körper bis zum rot getönten Bildraum. Mit Rot lassen sich Kompositionen würzen4, Rot aktiviert die heftigsten Empfindungsregister5, oder vermag uns unter sanfteren Umständen zurückzuführen bis zu der ganz kleinen oder frühen Person … in der roten Höhle 5. Verfärbungen, Vertonungen, Farbgebungen für ein flüchtiges Dasein und die Schwere der Träume.

DR. phil. BLANKA SCHMIDT-FELBER

1 Éric Alliez, Elisabeth von Samsonow (Hrsg.), Chroma Drama. Widerstand der Farbe, Wien 2001 2 Armin Zweite, Kandinsky zwischen Tradition und Innovation, in: ders. (Hrsg.), Kandinsky und München. Begegnungen und Wandlungen 1896 – 1914, München 1982 (Katalog zur Ausstellung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München), S. 134 – 177 3 Bazon Brock, Selbstverwirklichung ist das Ideal von Vollidioten. Gespräch, in: Florian Rötzer, Sara Rogenhofer (Hrsg.), Kunst machen? Gespräche und Essays, München/Augsburg 1990, S. 211 – 229 4 Derek Jarman, Chroma. Ein Buch der Farben, Berlin 1995, S. 49 5 Elisabeth von Samsonow, Die Farben der Erleuchtung, in: wie Anm. 1, S. 41 – 58

Flowers of People

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Zur Ausstellung bei TPA Horwath am 16. November 2006

Das Ich bildet sich – permanent. Weil aber auch schon das Andere, der und die Andere in unserem Selbst beginnen, setzt auch kontextuelles1) soziales Denken bereits im Ich an. Wenn also die Wurzeln des kontextuellen Denkens in diesem unsicheren Boden der Ich-Objekt-Subjektbeziehung liegen, sind Schwierigkeiten, Komplikationen vorhersehbar. Wir kommen nicht umhin, unsere persönliche Wirklichkeit zu konstruieren, manche sagen auch zu errechnen2), und zwar nicht als Terminarbeit mit fertigem Produkt, sondern als (lebenslangem) Dauerauftrag. Zahlreiche Bilder Erika Seywalds scheinen mir wie Vorstellungen zu gerade diesem instabilen imaginären Ort der Ich-Bildung. Die Konstitution des Ich, vorgeführt als farbige Dramen in immer neuen Versionen. Kindliche Paradiese und ozeanisches Gefühl (ein Ausdruck Sigmund Freuds3)), aber auch Unruhe, Kontrast, Differenzen, Farbdispute.

Als Figuren aus dem Köcher der Malerin begegnen uns dabei Fliegende, Taumelnde, Schwebende, Schwerelose, Engel, Geister, Schatten.Sie treten kaum auf, sie brechen vielleicht auf, manchmal blitzen sie oder sie fahren auf. Sie bilden Symbiosen. Möglicherweise nur vage Erinnerungen. Sie könnten als Begleiterscheinungen gesehen werden. Halb verdeckt, versteckt, gerade wieder entdeckt, verborgen.

Natürlich müssen uns solche Verbildlichungen als Gemaltes suspekt bleiben. Die Skepsis den Zeichen und Bildern gegenüber, wie sie der Surrealist Breton gepredigt hatte4), sollten wir aufrechterhalten, weil der Weg aus dem Inneren oft mit Klischees verstellt ist. Auch Erika Seywald kennt daher Methoden für „spacing“, zu übersetzen vielleicht mit „Abstand geben, Distanz halten“ (den Begriff „spacing“ verwendet Rosalind Krauss5)), Methoden der Verfremdung, um auf die Bruchlinien in den gezeigten Innenwelten zu verweisen.

Man mag geneigt sein, die Bilder im schnellen Ansehen primär „bunt“ zu erleben. Bei vertiefender Betrachtung, bei mehrmaligem Sehen erschließen sich Sinndimensionen. Dazu ein Zitat von Judith Butler: „Als Imaginäres ist das Ich als Objekt dem Subjekt weder innerlich noch äußerlich, sondern der auf Dauer instabile Ort, an dem jene verräumlichte Unterscheidung fortwährend vermittelt wird; …“ Und weiter: „Identifikationen sind deswegen niemals einfach oder endgültig gemacht oder zustande gebracht, sie werden beharrlich konstituiert, angefochten und verhandelt.“6)

Wir sind dauernd mit Identifikationen und Abgrenzungen beschäftigt und damit, das Ich als „instabilen Ort“ im Environment des Über-Ich und des Unbewussten zu beweisen. Selbstbewusst in den unübersichtlichen Zonen alles „Verworfenen“7).

Auch wenn es angesichts der hier ausgestellten Werke tautologisch erscheint: Welche Rolle spielt Farbe in den Bildern Erika Seywalds? Theoretiker sagen uns, Farbe existiere in der Natur eigentlich gar nicht, sie werde erst durch unsere Sinnesorgane oder genauer durch das Gehirn als Farbeindruck erzeugt, zu einer Farbempfindung verarbeitet.8) Gerade deshalb scheint Farbe prädestiniert als Medium des Emotionalen. Bei Erika Seywald steht wohl Buntheit als Bild für die Lebhaftigkeit des Innen. Farbenpracht ist gewissermaßen eingesetzt als Beweis der Aktualität solcher Innenereignisse. Die Farbmaterie entwickelt eine starke Präsenz in der Bildfläche, es entstehen Oberflächen mit Teppichcharakter, mit Farbflor-Struktur. Verdichtungen wechseln mit Transparenzen, sich schlängelnde Barrieren oder Gestrüpp-Strukturen vernetzen/verflechten die Farbregionen. Diese sind gesteigert zu illusionistischen Farbreliefs mit Höhen und Tiefensprüngen. Repräsentiert darin sind Gesichter, Körper, Gewänder, Flowers of People, auch Tiere, fragmentierte Landschaften, Bergspitzen, Steine.

Bis zu 5000 Farbarten können wir Menschen angeblich unterscheiden. Die Übereinkunft, was wir z. B. als „Rot“ bezeichnen würden, hat eine gewisse Bandbreite. In den Feinheiten, Feinabstufungen allerdings beginnen bereits die Wahrnehmungsdifferenzen. Vollends divergieren die Empfindungen in den assoziierten Gefühlsbereichen. Es kann die Malerei uns daher nicht die Ich-Bild-Arbeit abnehmen. Aber – und das ist nicht wenig – ein Motiv, einen Anstoß dazu bieten. Vielleicht wundert sich Erika Seywald (vielleicht freut es sie auch), dass ich für die Besprechung heute wieder
einen anderen Ansatz gewählt habe. Doch: Jeder neue Tag erfordert eigene Brötchen, so ähnlich hatte es Heinrich Böll in seiner Nobelpreisrede erklärt.

Bilder hängen an der Wand. Zahlen liegen hier geradezu in der Luft. Die Bilder schauen uns an. Artifizieren9) die Bilder die Wände, oder machen Zahlen die Bedeutung der Bilder?

DR. phil. BLANKA SCHMIDT-FELBER

Poetische Realismus

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Erika Seywald und der poetische Realismus
18. November 2005.

Ich freue mich, dass trotz zahlreicher anderer Events fast 200 Leute zur Eröffnung von Erika Seywalds Ausstellung FARBE IN MIR gekommen sind. Da ja auch im Kunstmarketing mehr und mehr Mittel der Popkultur zum Einsatz kommen, müssten wir heute eigentlichen einen Erika-Seywald-Fan-Klub gründen. Nein, das kann ich ihr nicht antun, denn ein künstlicher Hype würde dem Wesen dieser Künstlerin total widersprechen, die ihren Stil in den vergangenen Jahren ruhig und gelassen, unabhängig von allen Modetrends konsequent weiter entwickelt hat.

Dass Modetrends im Kunstmarkt eine enorme Rolle spielen ist unglaublich, aber wahr. Als ich vor elf Jahren begonnen habe, russische Künstler in Wien auszustellen, haben viele die Nase gerümpft, weil figurative Malerei, die in Osteuropa dominiert, damals nicht en vogue war. Heute hat die figurative Malerei, ausgehend von der sogenannten Leipziger Schule, ganz Europa flächendeckend – man muss schon fast sagen – okkupiert. Ich hab schon im Vorjahr nach dem Besuch der Art Cologne konstatiert, dass eine Art Neobiedermeier den Kunstmarkt erobert hat. Und dieser Trend hat sich in diesem Jahr offenbar noch zugespitzt.

So schreibt Karlheinz Schmid, der Chefredakteur der Kunstzeitung, in der jüngsten Ausgabe:
„Kaum haben geschäftstüchtige Galeristen oder mental bequeme Sammler signalisiert, dass sie dieses oder jenes Motiv so hübsch finden, weil sie an dies oder das erinnert werden, drücken die Künstler auf die Tube und klatschen die Leinwände voll. So viel figurative Belanglosigkeit, wie zur Zeit überall zu finden, gab´s selbst seinerzeit nicht, als die Neuen Wilden den alten Expressionismus mit zeitgemäßen Themen aufwärmten. Dabei kann ich den Verdacht nicht abschütteln, dass der jungen, erfolgssüchtigen Maler-Generation die eigenen Motive fehlen.”

Es ist absehbar, dass der aktuelle Modetrend nicht mehr lange anhält, und ich traue mich heute schon zu prognostizieren, dass die nächste Welle auf sehr reduzierte, monochrome, geometrische Formen setzen wird.

Insofern ist es erfrischend, hier eine Künstlerin zu präsentieren, die selbst etwas zu sagen hat. Dass sie nicht auf Modetrends schielt, heißt natürlich nicht, dass ihre Arbeiten „unmodern” wären. Wahr ist vielmehr, dass die Bilder von Erika Seywald zeitlos sind – zeitlos in der Wahl ihrer Themen, zeitlos im formal-technischen Zugang, zeitlos im Stil.
Oberflächlich betrachtet ist der Stil von Erika der „abstrakten Malerei” zuzuordnen. Ich glaube aber, dass diese Schubladisierung zu oberflächlich ist. Nun brauch ich Ihnen sicher nicht den Unterschied zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei zu erklären – aber ich tu es trotzdem, denn meine These lautet: Es gibt keine Malerei, die nicht abstrakt ist, und es gibt keine Malerei, die nicht gegenständlich ist. (Jede Malerei ist abstakt und jede Malerei ist gegenständlich.)

Sogenannte realistische Malerei ist natürlich abstrakt, weil sie Bilder von der dritten Dimension auf die zweite Dimension projiziert und dabei selbstverständlich komplexe Abstraktionsverfahren anwendet. Diese Abstraktionsverfahren sind, nebenbei gesagt, für das malerische Konzept von Erika Seywald unerheblich.

Sogenannte abstrakte Malerei ist immer gegenständlich, weil am Ende des Schaffensprozess ein Gegenstand steht, und selbst wenn der Bildinhalt auf eine monochrome Fläche reduziert wird und der Titel „ohne Titel” lautet, so ist zumindest die Farbe an sich Gegenstand des Bildes. Genau genommen wären nur nicht produzierte, also bloß gedachte Bilder, gegenstandslos. Jedes andere Bild ist ein Gegenstand und hat einen Gegenstand. Gegenstand in Erikas Bildern sind durchwegs Stimmungen, Emotionen, Gefühle.

Anders gesagt: Erika Seywald beschäftigt sich mit abstrakten Gegenständen an sich. Bilder dieser Ausstellung tragen Titel wie „Desorientierung und Verklärung”, „Stille”, „Apokalypse” oder „Farbe in mir”.

Erlauben sie mir ein banales Beispiel, um zu erläutern, wie sich das Kompositionsprinzip von Erika Seywald von üblichen Abstraktionsverfahren unterscheidet.

Denken Sie an einen Baum.
Woran denken sie nun: An einen Nadelbaum, oder an einen Laubbaum? Oder an Peter Baum, den ehemaligen Leiter des Lentos in Linz? Und wenn Sie an einen Nadelbaum denken, denken Sie an eine Fichte, Tanne oder an eine Föhre? Oder einfach an den Christbaum? Übrigens hat mich mal eine Russisch-Übersetzerin gefragt, was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kiefer und Föhre – weil es im Russischen dafür nur einen Begriff für Beides gibt – sosna. Versuchen Sie den Unterschied einmal zu erklären, und Sie werden verstehen, dass wir in unserem Denken und Sprechen ständig abstrahieren, sogar dann, wenn wir anscheinend so „eindeutige” Begriffe wie Föhre oder Kiefer verwenden.

Kurz: so wie Denken, Sprechen und Schreiben an sich Abstraktionsprozesse sind, so ist die Malerei an sich ein Abstraktionsprozess. Deshalb meine ich, dass für die Arbeiten von Erika die Schubladisierung „abstrakte Malerei” zu oberflächlich ist.

Erika bildet keine Gegenstände unserer Wahrnehmung ab, sondern malt – wie gesagt – abstrakte Gegenstände an sich, bzw. abstrakte Themen. Abstraktion ist damit nicht ihr formales, kompositorisches Konzept, sinder der Inhalt ihrer Arbeiten: Es geht darin um die Visualisierung von Stimmungen. Sie übersetzt Stimmungen in Farben, so wie ein Lyriker Stimmungen in Worte übersetzt. Dass sich im Katalog Lyrik von Gertrude Pieber-Prem findet, ist daher auch kein Zufall.

Der Prozess des Übersetzens ist bekanntlich viel komplexer als Wort für Wort, und Satz für Satz von einer Sprache in eine andere zu übertragen. So ein komplexer Übersetzungsprozess findet in den Bildern von Erika Seywald statt. „FARBE IN MIR” ist somit der programmatische Titel eines malerischen Konzeptes, das es dem Betrachter erlaubt, in den Bildern von Erika authentisch das wieder zu finden, was ihren jeweiligen Stimmungen entspricht.

Blanka Schmidt-Felber hat es in ihrem Katalog-Beitrag so formuliert:
„Erika Seywald tritt aus dem Bereich der Abstraktion einen Schritt zurück, nicht ins Gegenständliche im engeren Sinne, sondern ins Figürliche. Viele ihrer Bilder lassen sich als introspektive Landschaften lesen. Diese intensiven Landschaften konstituieren sich aus und über Figuren und deren Beziehungen. Relationale Persönlichkeiten in Versuchsanordnung.”
In diesem Sinne würde ich den Stil von Erika als poetischen Realismus bezeichnen.

Diese Definition korreliert zwar nicht mit der literarischen Strömung des 19. Jahrhunderts, die so bezeichnet wurde, kann aber zumindest ein Denkanstoß sein, die Bilder von Erika aus der Schublade „abstrakte Malerei” zu befreien.

Hubert Thurnhofer, derkunstraum

Ein Sammler

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Ich hätte es wissen müssen. Alles war geplant und besprochen. Dennoch, es war ein Schock. Zurück aus Wien fand ich an diesem späten Sonntagabend mein Haus leer. Meine Frau war ausgezogen. Bisher Undenkbares war mit Händen zu greifen. Das leichte Grau, mit welchem die gemeinsame Zeit unsere Raufasertapete überzogen hatte, zeigte an einzelnen Stellen weiße Rechtecke. Spuren der abgehängten Bilder. Das größte an der Rückwand meines Wohnzimmers. Überbleibsel von einem Quinte Bild, einem schwarzen Quadrat mit weichen Rändern, das sich im graublauen Hintergrund aufzulösen schien. Mir wurden an diesem Abend zwei Dinge klar: Erstens, ich brauche einen Maler. Zweitens, nie wieder Schwarz. Und dann kam dein Bild. Ein Einzelreisender in einem Möbelwagen. Befreit von der Verpackung leuchtete es in allen Farben und zeigte jedweder Geometrie die Stirn. Erzählte mir von den Verwicklungen einer Dreierbeziehung und einem mephistophelischen Hund. Und heute? Wenn ich abends heimkomme, empfängt mich weiterhin die Stille. Mal sanft, wie eine Geliebte, mal beißend eisig, wie eine arktische Nacht. Aber dein Bild gibt es. Wir verstehen uns gut. Das Bild und ich. Langsam lasse ich mich überreden. Von der Wärme, den Farben und seiner Lebendigkeit. Und Schwarz? Die schwarze Farbe suche ich in deinem Bild vergebens.

Dr. Götz Basse, Sammler, Sindelfingen

AUSSTELLUNGEN

EINZELAUSSTELLUNGEN

2022 Aus der Ferne in die Weite gedacht, Atelierausstellung

2019 VIELGESTALT DER OPTIK, Kleine Galerie, Wien

2019 IDOLE, Möbelwerk, Wien

2019 ERZÄHLUNGEN, Zeichnung, A 41, Galerie im Hof, Wien

2017 MALEREI – neue Arbeiten, VHS Zentrale, Wien

2016 MARSCHALL UND KLAAR, RA Kanzlei Wien

2014 FARBE DES ABENDS UND GESTALT DER FRÜHE, Möbelwerk Wien

2013 MALARSTWO, Galerie Lamelli, Krakau

2012 FARBFELDER, Krypta u Pijaróv, Krakau

2011 KONTROLLE<>CHAOS, zusammen. mit Helmut Hable, Kleine Galerie, Wien
LEBEN IN FARBE, Glocknitzer und Hollenthoner, Wien

Einzelausstellungen bis 2011 im PDF

AUSSTELLUNGSBETEILIGUNG

2024

 

2023

DEMEDARTS, Künstlerhaus, Wien

2022

KUNST UND UMWELT, Galerie am Park, Wien (Katalog)
BALKONIEN, Atelierausstellung, Wien
FEMALE FACES, Kulturgarage Seestadt, Wien | Video

2021

4 POSITIONEN, Domenig Galerie in der Ankerbrot, Wien

OUTBACKINSIDE, Künstlerhaus Wien (Katalog)

2019

MUSE HELDIN KOLLEGIN, Galerie Lichtraum Eins, Wien

2017

KÜNSTLER MIT BERGER WURZELN, mit Profunser, Oberloyer, Pirker, Reiter, Berg/Drautal, Kärnten
AUSSTELLUNG ANLÄSSLICH DES INT. FRAUENTAGES, mit Frauenberger, Halo, Kabar, Kulturform Margareten, WienKUNST GEGEN GEWALT, mit Erdinc, Frauenberger, Halo, Kaaba, Stojka, kulturimdritten, Wien
KUNST GEHEN GEWALT – KUNST VON FRAUEN, VHS Mauer, Wien
CHARITY KUNSTAUKTION DER SALVATORIANER, Wien
IM ACHTEN HERUM, Wien
HIN UND RETOUR 2, Lienz/Osttirol
ARTTRANSFORMERS 17/18, Sredez, Sofia

2016

ARTTRANSFORMERS 2016/17, mit Braun, Gansert….,  Haus Wittgenstein Wien (Katalog)
PORTFOLIO 2016, Künstlerhaus Klagenfurt

2014 

MALEREI PUR, zusammen mit Gansert und Karner, Galerie zum Alten Rathaus, Stockerau
ABSTRAKT, zusammen mit Joanna Gleich und Alfred Hansl, Kleine Galerie, Wien

2013

AMNESTY INTERNATIONAL, Kunsthaussudhaus Villach
KUNSTASYL, Semperdepot Wien
FAIRsteigerung, Waidhofen
KUNST SCHENKEN, Künstlerhaus Klagenfurt 
KUNST FÜR MENSCHEN IN NOT, Stift Melk
SONNE IM HERZEN, zus. Mit Udo Hohenberger und Sula Zimmerberger, Kleine Galerie, Wien
GRAFIKAUSSTELLUNG, Künstlerhaus Wien

2012

KUNST VERBINDET, VHS Simmering
KUNST FÜR MENSCHEN IN NOT, Stift Melk
IM ACHTEN HERUM, Tage der offenen Werkstätten, Josefstadt
15. KUNSTADVENTKALENDER AN DER LIEBBURG, Lienz/Osttirol
KUNST SCHENKEN, Künstlerhaus Klagenfurt

2011

KUNST FÜR MENSCHEN IN NOT, Oskar Kokoschka Haus Pöchlarn
IM ACHTEN HERUM, Tage der offfenen Werkstätten, Josefstadt
JAHRESAUSSTELLUNG 2011, Kleine Galerie, Wien
KUNST SCHENKEN, Künstlerhaus Klagenfurt
AMNESTY INTERNATIONAL, Kunsthaussudhaus Villach
PARALLELAKTION KUNST, der Kunstraum, Wien
DAS TIER UND WIR, Jörgerhof, Steinfeld

Ausstellungsbeteiligungen bis 2011 im PDF

KATALOGE